Das Jacquardweben ist eine Art des Textilwebens, bei der das Design des Gewebes mit Hilfe einer Jacquardvorrichtung auf einem Webstuhl erzeugt wird. Die Jacquardvorrichtung ist ein Gerät, mit dem einzelne Fäden unabhängig voneinander angehoben oder abgesenkt werden können, so dass komplizierte Muster im Gewebe entstehen.
Der Prozess des Jacquardwebens beginnt mit der Erstellung einer Lochkarte, d. h. einer Karte, in die Löcher in einem bestimmten Muster gestanzt werden. Die Lochkarte entspricht einem bestimmten Muster oder Entwurf und wird zur Steuerung der Bewegung des Jacquard-Apparats auf dem Webstuhl verwendet.
Die Jacquardvorrichtung besteht aus einer Reihe von Stangen, den so genannten "Jacquardköpfen", die am Webstuhl befestigt sind. Jeder Jacquardkopf entspricht einem einzelnen Kettfaden auf der Webmaschine. Die Jacquard-Anlage besteht außerdem aus einer Reihe von Schnüren, den so genannten "Hubschnüren", die mit den Jacquard-Köpfen verbunden sind. Wenn die Hebeschnüre angehoben werden, heben sie den entsprechenden Jacquardkopf und den Kettfaden, an dem er befestigt ist, an, so dass der Schussfaden darunter durchlaufen kann. Werden die Hubseile abgesenkt, werden der Jacquard-Kopf und der daran befestigte Kettfaden abgesenkt, so dass der Schussfaden darüber laufen kann.
Um den Webvorgang zu beginnen, wird die Lochkarte in die Jacquardvorrichtung eingeführt, und die Hubseile werden entsprechend dem Muster auf der Lochkarte angehoben und abgesenkt. Im weiteren Verlauf des Webvorgangs werden die Lochkarten ausgetauscht, um das gewünschte Muster im Gewebe zu erzeugen.
Einer der Hauptvorteile des Jacquardwebens besteht darin, dass es ein hohes Maß an Individualität und Komplexität bei der Gestaltung des Gewebes zulässt. Da die Jacquard-Anlage die Bewegung jedes einzelnen Kettfadens unabhängig steuern kann, ist es möglich, fast jedes erdenkliche Muster oder Design zu erzeugen. Daher ist die Jacquardweberei besonders beliebt für die Herstellung von Dekorationsstoffen wie Wandteppichen und Brokaten.
Die Jacquardweberei hat eine lange Geschichte, die bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückreicht. Sie wurde von Joseph Marie Jacquard entwickelt, einem französischen Weber, der den ersten mechanischen Webstuhl mit Jacquardvorrichtung erfand. Vor der Entwicklung des Jacquard-Webstuhls war das Weben ein arbeitsintensiver Prozess, bei dem ein erfahrener Weber die Bewegung der Kettfäden manuell steuern musste. Der Jacquard-Webstuhl revolutionierte die Textilindustrie, indem er diesen Prozess automatisierte und es einer einzigen Person ermöglichte, die Bewegung mehrerer Kettfäden gleichzeitig zu steuern.
Auch heute noch wird das Jacquardweben in der Textilproduktion eingesetzt und ist eine der wichtigsten Techniken in der Textilindustrie. Besonders beliebt ist das Jacquardweben bei der Herstellung von Dekorationsstoffen sowie bei der Produktion von Kleidung und anderen Artikeln, die komplizierte Muster oder Designs erfordern.